に
ほ
ん
に
い
き
ま
す
Ich gehe ins Land der aufgehenden Sonne.
日
Tage
Heute war ich leider wieder daheim. Unglücklicherweise gab es genug zu tun, sodass ich heute sehr beschäftigt war. So habe ich heute angefangen meinen Bericht über mein Stipendium zu schreiben. Es ist ganz schön schwierig meine bisherigen Erfahrungen treffend auf nur 5 Seiten zusammen zu fassen.
Schlafbedingt war ich heute schon recht früh auf dem Weg in die Universität. Auf meinem Weg zur Haltestelle, kam ich heute — wie sonst auch — an der Schule vorbei, die auf meinem Weg liegt. Heute war aber etwas anders. Als ich an der Schule vorüberging, standen dort reihenweise Erwachsene. Nicht Eltern, die ihre Kinder zur Schule brachten, sondern — wie ich vermute — Angestellte und Lehrende der Schule. Diese Menschen standen da. Ein paar hielten ein Banner. Alle grüßten freundlich. Als ich vorüberging, bin ich beinahe ausnahmslos von jedem mit einem freundlichen Lächeln und einem 「御早うございます。」 gegrüßt worden. (Interessanterweise werde ich auch sonst viel von fremden Japanern gegrüßt, wenn ich allein unterwegs bin.) Von allen Erwachsenen (Lehrern, Angestellten) bin ausschließlich japanisch gegrüßt worden. Lediglich die Verkehrsaufsicht, die mit ihrem Miniatur-Hund (≠ Chihuahua) an den Kreuzungen sitzt und auf die Kinder aufpasst, hat mich — genauso wie viele der Kinder — mit einem »Good Morning« gegrüßt.
Mich würde interessieren, was das heute Morgen war? Werden Schüler morgen immer so gegrüßt? Oder nur zu Beginn der Woche? Oder dient das der Kontrolle? (Schuluniform, etc.) Oder war heute etwas Besonderes? Eine Einschulung vielleicht? Wie funktioniert das hier?
Heute war das Sommerfest an meiner Universität. Wie ich gestern recht spontan erfuhr, hatte mir eine meiner japanischen Kommilitoninnen, die auch ein Semester an meiner Heimathochschule verbracht hatte, ein 甚平 organisiert. Ein 甚平 ist ein traditionelles japanisches Kleidungsstück, das im Sommer getragen wird. Ich durfte das 甚平 also auf dem kleinen Sommerfest tragen.
Das 甚平 war etwas zu groß und doch gefiel es mir irgendwie. Das 甚平 war weiß mit einem aufregenden und sehr prominenten Muster. (Laut meinen japanischen Kommilitonen, die mir beim Ankleiden halfen, war das Kleidungsstück von einem Absolventen der Universität gestaltet worden.) Im ersten Moment mutete mich das etwas seltsam an. Wenn man ohnehin so aus der Menge sticht wie ich, überlegt man es sich zweimal, ob man noch etwas mehr auffallen möchte. (Außerdem erschien mir das wie so ein typisches Touristen-Ding und wie bereits erwähnt: »Touristen sind immer die Anderen.« Den ersten Moment, indem ich in die Cafeteria trat, bin ich aufgefallen — noch mehr als sonst. Aber das hat sich auch recht schnell wieder gelegt.
Das 夏ますり war eine nette aber auch sehr kurzlebige Veranstaltung. Beim Reinkommen wurde eine Schale mit Essen gereicht. Zusätzlich konnte man sich noch ein Würstchen holen oder sich Süßes aus einem Korb nehmen. Dann gab es einen kurzen Auftritt der Universitätskapelle (mit Schlagzeug) und eine kurze Runde Bingo. Während dieser kurzen Zeit hatten wir die Möglichkeit ein paar mehr unserer japanischen Kommilitonen kennenzulernen. So zum Beispiel »Tomato«, den Hip-Hop-Artist.
凄い und 愛い sind tatsächlich Worte, die man in Japan immer wieder hört.
So manches Mal werden die Gespräche auch etwas seltsam. Heute auf dem 夏ますり haben wir eine junge Japanerin kennengelernt. Wie sich herausstellte, kannten wir über mehrere Ecken die gleiche Ausländerin, die auch an meiner Universität studiert hatte. Als sich das herausstellte, klatsche die Japanerin in die Hände und sprang aufgeregt auf und ab. »Link, Link«, rief sie immer wieder aus. Ein amüsanter Moment. Ich hatte mir keine Überraschung, ob ihres Ausbruchs anmerken lassen. Meiner Mitreisenden war die Iiritation und die Überraschung jedoch deutlich anzusehen, denn etwas verlegen entschuldigte sich die Japanerin, sie erschreckt zu haben.
Man gewöhnt sich schnell an viele Aspekte im Alltagsleben Japans. Trotzdem gibt es immer wieder Überraschungen. Überraschungen, die doch meistens eher positiv sind.
Für das Mittagsessen habe ich heute ein Ticket aus einem Automaten in der Mensa gelassen. Für mich gab es eine Art Curry-Suppe. Beim Bezahlen habe ich leider mein Rückgeld im Automaten vergessen. (Bei japanischen Automaten muss ein Hebel/Knopf betätigt werden, damit das Rückgeld ausgegeben wird.) Dass ich das Rückgeld vergessen hatte, ist mir erst aufgefallen, als ich gegessen hatte und wieder an meinem Arbeitsplatz in einem Computerräume saß. Entnervt und bezweifelnd mein Rückgeld wiederzufinden, bin ich also in die Cafeteria zurückgelaufen. Was ist wohl passiert?
Einer meiner japanischen Kommilitonen hat das Rückgeld aus dem Automaten gelassen und das Rückgeld in ein nebenstehendes Regal gelegt. Er/Sie hatte das Rückgeld so in das Regal gelegt, dass der es vergessen hat — ich — es abholen kann. Das hat mich wirklich überrascht, zumal es sich auch nur um ¥30 handelte. So ziemlich jeder in Deutschland (mich eingeschlossen) hätte den im Automaten steckenden Rabatt genutzt.
Das Wetter war heute so schlecht, dass ich daheim geblieben bin. Es hat praktisch den ganzen Tag ununterbrochen geregnet.
Heute war es immer noch so regnerisch, dass man hat nichts unternehmen können. Sogar die Bahnen und mein Japanisch-Unterricht sind ausgefallen. Den Tag habe ich also mit Hausarbeiten verbracht.
Leider sind auch heute die Bahnen nur teilweise gefahren. Sodass ich den dritten Tag in Folge gezwungen war daheim zu bleiben. Da geht man irgendwann die Wände hoch.
Das Museum betritt man durch einen schmalen, unscheinbaren Seiteneingang im Shopping-Zentrum von Kyoto. Man geht einen schmalen Gang nach hinten und dann in den 1. Stock (2nd Floor). (Für Studenten gibt es nach Vorlage des Studierendenausweises einen Nachlass am Eintrittspreis.)
Das Museum scheint auf den ersten Blick recht klein. Es hängen in dem Museum wahrscheinlich nicht mehr als 30 gerahmte 浮世絵 — »Bilder der fließenden Welt« — und trotzdem habe ich in dem kleinen Museum mehr als eine 1 Stunde mit der Betrachtung der Arbeiten verbracht. Diese ganz besondere japanische Darstellungsweise ist schlichtweg faszinierend. Auf einem verhältnismäßig kleinen Format werden hier unzählige Details dargestellt. Es wird farbenreich, ansatzweise realistisch und auch mit vielen japanischen Mustern gearbeitet. Zur Zeit meines Besuchs führte das Museum auch Ausschnitte aus der 富嶽三十六 — »36 Ansichten des Berges Fuji« — die Serie mit den wohl bekanntesten 浮世絵 überhaupt. Unter anderem hat man 神奈川沖浪裏 (»Die große Welle vor Kanagawa«), 凱風快晴 (»Klare Morgendämmerung bei Südwind«) und meinem neuen Favoriten 甲州石班沢 (»Kajikazawa in der Provinz Kai«).
Heute war ich das erste Mal in einem richtigen Teehaus. (Achtung das sollte man nicht mit den Teehäusern verwechseln, die und beherbergen. Denn diese sind für Ausländer und außenstehende Japaner nicht zugänglich. Diese Teehäuser können nur von engeren Kreisen besucht werden.) Es ist ein kleines, aber recht bekanntes Teehaus etwa 5 Fußminuten außerhalb von dem geschäftigen Shopping-Zentrum Kyotos. Man betritt den Laden, trägt sich in eine Liste ein und wird dann zu einer Wartebank geführt. Zum ersten Mal habe ich mich hier mit meinem japanischen Namen — バートバイン eingetragen und ich muss sagen es gefällt mir irgendwie mit バートバインさん angesprochen zu werden.
Als ich dann nach nicht einmal 2 Minuten Warten einen Sitzplatz bekam bestellte ich »Kuki Gyokuro«, also einen Tee der Sorte 玉露 — »Edler Tautropfen« — der hauptsächlich aus Stängeln der Teepflanze besteht. Als mir der Tee gebracht wurde, bot man mir sogar zuvorkommender Weise an das Prozedere zu erklären. (Wie ich später feststellte, brauchten auch viele der anwesenden Japaner eine Erklärung.) Es wurde eine kleine Blechdose mit 10g Tee gebracht, eine Thermoskanne heißes Wasser, eine kleine Schöne japanische Teekanne, eine Tasse und ein Tellerchen mit einer japanischen Süßigkeit. Das war echt interessant. Man nimmt die gesamten 10g und gibt sie in die Kanne und füllt dann die Teekanne zu 70% mit Wasser. Nach etwa 20 Sekunden Ziehzeit, gibt man dann den gesamten Inhalt der Teekanne in die Tasse. Dabei wurde ich vor allem darauf aufmerksam gemacht auch wirklich den letzten Tropfen aus der Kanne in die Tasse zu geben, da dieser am besten schmecke. Insgesamt kann man den Tee 3-mal aufgießen. Leider hat mir keiner genau gesagt, wie ich die Süßigkeiten essen soll. Ja klar, man könnte jetzt sagen — wenigstens Süßigkeiten sollte man essen können ... Das ist doch aber sehr von den Süßigkeiten und dem beiliegenden Werkzeug abhängig. Die Süßigkeit war ein lilanes 餅 und als Werkzeug gab es eine Mischung aus Zahnstocher und Messer. (Ich hab mir dann die Japaner angeschaut und mich angepasst.)
Das Teehaus war eigentlich in einer recht einfachen Holzoptik gehalten. (Also nicht mehr Tee-Romantik als notwendig.) Anfangs fühlt man sich zwangsläufig etwas seltsam und irgendwie unbeholfen. In meinem Fall war ich auch noch der einzige Ausländer inmitten Japanern, was an sich sehr angenehm ist — allerdings möchte man dann erst recht alles richtig machen. Nach einer kurzen Weile legt sich das aber wieder. Man kommt in »Tea Zone« an. Man ist total ruhig und entspannt. Die Gedanken irren vollkommen frei umher, während man da über seinem Tee und 餅 vor sich hin träumt. Man findet sich in einem gewissen ruhigen Einklang mit sich selbst wieder. Es ist schwer diese Gesamtwirkung zu beschreiben. Auch wenn man das Teehaus verlässt, bewegt man sich irgendwie anders. Man hat einen anderen Schwung ...
Abschließend war ich noch zufällig in einer kleinen Ausstellung zum Thema »Fruit- & Soap-Carving«. Das war auch richtig interessant anzusehen. Es ist beeindruckend wie viele Details sich in Melonen, Äpfel, Kürbisse und ähnliches schnitzen lassen.
Heute bin ich mit »Willer Express« die Reise nach Nagoya angetreten. Bevor es aber soweit kam, musste ich noch die Odyssee an die Abfahrtshaltestelle in Nagaokakyo antreten.
Nagaokakyo liegt etwas außerhalb vom Kyotos Zentrum. Allerdings schon so weit außerhalb, dass die meisten Informationen schon gar nicht mehr in Romanji umgeschrieben werden. Als ich mich in der Nähe der Abfahrtshaltestelle fand, sah ich einige der großen Highway-Brücken, die es viel in Japan gibt. Mein instinktiver Gedanke: »Die Haltestelle ist bestimmt da oben ...« *sarkasmus*. Es stellt sich heraus; die Haltestelle ist tatsächlich da oben.
Oben angekommen wurde ich überrascht. Es handelt sich um eine Art abgeschrankte Einfädelspur auf die Autobahn — vielleicht wie eine Mischung aus Mautstelle und Rastplatz. Der Wartebereich war so abgegrenzt, sodass niemand versehentlich auf die Straße laufen hätte können.
Man stelle sich vor, wie so eine Haltestelle an der Autobahn bei unseren Idioten in Deutschland aussähe ...
Heute auf dem Weg nach Hotei saß ich neben drei 大相撲. (Ich habe allerdings einen Platz frei gelassen, weil der Größte der 大相撲 geschlafen hat und ich ihn nicht wecken wollte.)
Die 大相撲 sind auch ohne sie in Aktion zu sehen imposante Gestalten. Man hat durch die Medien eine Ahnung davon welche Kräfte in den Riesen schlummern. Man sieht die Körpergröße und ist sofort beeindruckt und irgendwie neugierig. Die 大相撲 sind groß und das nicht nur im voluminösen Sinne. Sie wirken an sich auch nicht »dick«, sondern eher »mächtig«. (Im Sinne von Körperkraft.)
Die Wirkung der 大相撲 ist schwierig zu beschreiben. Sie wirken beherrscht, diszipliniert, aber auch im Alltag begriffen. Vor allem aber wirken sie ihrer Erscheinung zum Trotz ausgeglichen, ruhig, ja fast sanftmütig. Entfernt erinnern sie mich an den lachenden Buddha. (Ohne das übertriebene Grinsen.)
Ich habe heute gesehen, dass die Ärmel traditionell japanischer Roben, wie die der 大相撲 auch als Taschen fungieren können, da die weiten Ärmelöffnungen teilweise zugenäht sind.
Meine erste Station nach meiner Ankunft in Nagoya war der 布袋の大仏. Eine der größten Buddhastatuen in Japan, in diesem Fall in Privatbesitz. Man sollte meinen, dass eine solche Figur doch einfach zu finden sei, vor allem da bekannt ist, dass die Figur die eher zierlichen japanischen Häuser überragt. Weit gefehlt ...
Nach einer Weile des Umherirrens bin ich schließlich auf eine Fußgängerbrücke gestiegen und konnte so über ein paar mehr der Häuser hinweg sehen. Da habe ich den Buddha dann gesehen. Der Hinterkopf hat sich mit seinem etwas eingegrauten weiß kaum von den etwas bewölkten Himmel abgehoben.
Von der Station 布袋 führt übrigens eine ganze Allee lachender Buddhastatuen unterschiedlicher Machart ins Stadtzentrum. Das war auch sehr interessant anzusehen ...
Weil ich meine Strecke über mein Tablet recherchiert hatte, konnte ich die Kartendaten vor Ort auf dem Smartphone nicht abrufen. Da aber mein Tablet nur über eine aktive Internetverbindung geortet werden kann, gestaltete sich das Ganze heute besonders schwierig. Ich bin also mehr oder weniger frei Schnauze losgelaufen. Das hatte (in Japan) bisher immer ganz gut geklappt, heute ging das allerdings in die Hose. (Wie auch schon beim Besuch des 布袋の大仏.)
Nachdem ich also eine Weile durch die Gegend geschlendert bin und ich schließlich einen Japaner gefragt hatte, wo ich denn überhaupt sei, kehrte ich zum Bahnhof von Gifu zurück. Dort nahm Ich dann einen Bus zum 正法寺 — 岐阜の大仏Gifu no Daibutsu. Höflich gab der Busfahrer mir beim Einsteigen Auskunft. Wohlwissend habe ich dann im Blickfeld des Fahrgastraum-Spiegels Platz genommen. Freundlicher Weise gab mir der Busfahrer — wie ich erwartet hatte — dann vor der richtigen Haltestelle mit einem Wink aus der Fahrerkabine Bescheid. Dabei blieb es allerdings nicht. Als wir schließlich die Haltestelle erreichten, die nicht direkt am dem Tempel vorbeiführte, zog der Busfahrer die Handbremse an und stieg mit mir aus. Er nahm mich am Arm, drehte mich in die richtige Richtung und erklärte mir auf Japanisch den Weg. Zweimal.
Busfahrer ist sicher ein stressiger Job. (Zeitplan, Verkehr, idiotische Verkehrsteilnehmer, etc.) Daher ist es besonders schön zu sehen, dass sich der Mann — obwohl es alles andere als sein Problem ist — in diesem Augenblick sich die Zeit für mich nimmt.
Vom Umgangston der meisten Deutschen Busfahrer — egal ob Linien- oder Fernbus — möchte ich an dieser Stelle höflich schweigen ...
Ich bin in Gifu die Straße entlang gewackelt und hinter mir hatten drei Kinder — wahrscheinlich auf dem Heimweg von der Schule — ihren Spaß. Als die Kinder an mir vorbeiziehen, spricht mich einer der Jungen mit einem »Hello« an. Auf mein »Hello« kam dann gerade heraus (auf Japanisch!) zurück: 「外国人でか?」, also: »Bist du ein Ausländer?«. Ich bestätigte. Dann kam die Frage: 「アメリカ?」 (»Amerika?«). 「ドイツ人です。」(»Ich bin Deutscher.«). Daraufhin war das Gespräch beendet. Damit konnte der Kleine sichtlich nichts anfangen.
Ältere Herrschaften reagieren da anders. Nicht nur können Sie mit Deutschland was anfangen, sondern geben dann meist auch persönliche Anekdoten und Erfahrungen von sich, wie Aufenthalte zum Arbeiten oder ein Treffen mit der befreundeten deutschen Marine in Kiel. Deutschland wird eigentlich immer recht positiv aufgenommen und meist wird auch die Freundschaft zwischen Deutschland und Japan betont.
Heute war ich in Tokoname, der Stadt, die sowohl für die japanische Töpferkultur, wie auch die 招き猫 bekannt ist.
In Tokoname bin ich dann den »Pottery Footpath« gelaufen, den an verschiedenen Shoppingmöglichkeiten (für Töpferwaren, v.a. Teekannen, Tassen) und Werkstätten vorbei zu getöpferten Kunstinstallationen und historischen Gebäuden, wie beispielsweise einem gestuften (»kletternden«) Brennofen, führt. Dabei kommt man auch an verschiedenen tönernen 招き猫 verschiedener Künstler vorbei. Außerdem kann man auch das Haus einer alten japanischen Handelsfamilie besuchen, was auch ganz interessant ist.
Um den Tag in Tokoname abzuschließen war ich noch in der AEON Mall. Das ist ein gigantisch riesiges Einkaufszentrum. In diesem Einkaufszentrum gibt es auch eine monumentale 招き猫 zu sehen.
Ich saß in der Bahn und hatte mich gerade auf dem Sitz umgedreht, um aus dem Fenster sehen zu können. Eigentlich hatte ich nach dem Namen der Haltestelle Ausschau gehalten, um Einschätzen zu können, wo ich war. Da sah ich ihn, den 聚楽園の大仏.
So schnell hat mich wahrscheinlich noch keiner aus einer Bahn aussteigen sehen. Aber einen kleinen Neben-Ausflug — auf der Heimreise von Tokoname — der auch noch mit einem großen Buddha belohnt wird, lasse ich mir doch nicht entgehen.
Die Statue steht auf einem Hügel in einem Park, nahe der Bahnhaltestelle und war zu dieser Stunde kaum besucht. Neben drei Japanerinnen war ich alleine. Der Buddha dürfte vielleicht etwas größer sein, als der bekannte 鎌倉の大仏. Auch im Gesicht meine ich gewisse Ähnlichkeiten zu erkennen. Die Statue ist definitiv sehenswert, wenn man an den japanischen Darstellungen des Buddha Freude findet. Der 鎌倉の大仏 bleibt allerdings weiterhin in Schönheit und Ausstrahlung unübertroffen.
Zum Abendessen gab es heute etwas, das in Nagoya sehr bekannt ist. Es gab gegrillten Aal auf einem Bett aus Reis, Seaweed und fein geschnittenem Rührei. Dazu gab es Frühlingszwiebeln, Wasabi, Miso-Sauce und eine Art Rübenpaste mit kleinen Mini-Fischen drauf.
Von der Bedienung habe ich dann auf einem vorgedruckten Zettel eine Anleitung zum Essen bekommen, auf Japanisch. (Allerdings mit Fotos.) Der Trick bei der ganzen Geschichte ist, dass man sich in einer leeren Schüssel sein Abendessen zusammenstellt. In der Schüssel kombiniert man die verschiedenen Lebensmittel des Menüs und gibt auch je nach Belieben Gewürze dazu. Abschließend übergießt man das Ganze — samt Reis — mit einer Art dünner Brühe aus einer Thermoskanne, die dazu gereicht wurde. Als der Ober dann gesehen habe, wie ich mit den Stäbchen um den Soßenrest kämpfte, kam er dann mit einem Löffel angerannt. (Sehr aufmerksam!) Den Löffel habe ich dann aber missachtend links liegen gelassen. (Der kam dann erst für das letzte bisschen Brühe zum Einsatz.)
Das hat Spaß gemacht und war lecker!
Nach meinem Besuch im Nittai-ji Tempel, dem übrigens einzigen buddhistischen Tempel in Japan, der keiner der buddhistischen Sekten angehört, bin ich einen kleinen Shop für Devotionalien gelaufen. Es ist unheimlich interessant, was es da alles zu kaufen gibt. Ich kaufe da normalerweise nichts, da ich meistens die Sachen ohnehin nicht Verwenden/Transportieren kann. (Allerdings suche ich immer noch nach einem für mich passenden 念珠 (buddh. Rosenkranz).) An der Tür hat mich der bellende Hund etwas abgeschreckt, doch die etwas ältere Besitzerin hat mich hereingewunken. Innen angekommen fragte mich die Frau, ob ich aus England käme und entschuldigte sich auf mein lächelndes 「ドイツ人です。」 für Ihre falsche Annahme. Die Ladenfläche war sehr klein und auch sehr voll. Ich war als sehr schnell fertig mit umschauen. (Ich stand praktisch hinter der Ladentüre und habe mich von dort aus umgesehen.) Mit einem 「ありがとございました。」 wandte ich mich zum Gehen, da schenkte mir die Frau ein kleines, etwas kitschiges Lesezeichen.
Ich verstand das japanische Wort für Lesezeichen nicht und sie konnte kaum Englisch, also schnappte sie sich ein Buch deutete mit dem Finger lesen an und legte dann das Lesezeichen in die Seiten. Erneut und nun etwas verlegen, ob des unerwarteten Geschenks, bedankte ich mich, und wandte erneut zum Gehen. Als ich die Tür öffnete, rief sie mir noch »Handsome, Handsome, ...« hinterher.
Vorneweg. Ja, ich weiß der Palast ist eine Rekonstruktion. 名古屋城 (Nagoya Castle) ist im Vergleich zu 姫路城(Himeji Castle) oder auch nur 大阪城 (Osaka Castle) kaum sehenswert. (Zumindest derzeit, da es nur von außen betrachtet werden kann.) Das absolute Highlight der Burganlage ist der rekonstruierte 本丸御殿. Durch meine Reisen und meine Interessen habe ich schon viel Kunsthandwerk gesehen, aber dieser Palast übertrifft vieles. 本丸御殿 ist ganz vorne dabei. Man merke, dass trotz der Rekonstruktion mit traditionellen Handwerklichen Mitteln anhand alter/originaler Grundrisse gearbeitet wurde.
Die bemalten geschnitzten Reliefs sind gigantisch. Die geätzten/geprägten Metallembleme, unter denen Holzbalken zusammengeführt werden, sind unglaublich detailreich. Der ganze Bau ist aus 桧 (jap. Hinoki-Zypresse) gebaut und hat einen frischen, warmen hellbraunen Holzton, der wunderbar zu den goldenen Farben, den Malereien auf den Papierwänden oder den Metallstücken passt. Dazu kommt noch das man das Holz noch in sanfter Note riechen kann. In manchen Räumen des Gebäudes stecken so viele Details und so viel Kunstfertigkeit, sodass es das Auge sie kaum in seiner Gesamtheit erfassen kann.
Nach meinem Wochenende hat für mich heute — etwas erschöpft — die neue Vorlesungswoche angefangen. Der Tag heute war heute leider, da es auf das Ende des Semesters zugeht, hauptsächlich von Arbeit geprägt.
Nach meinem Wochenende hat für mich heute — etwas erschöpft — die neue Vorlesungswoche angefangen. Der Tag heute war heute leider, da es auf das Ende des Semesters zugeht, hauptsächlich von Arbeit geprägt.
Den Vormittag vor der Universität habe ich heute ausnahmsweise in Kyoto verbracht. Denn heute war einer der berühmten Umzüge des 祇園祭, das im Juli stattfindet. Der 祭-Umzug war sehr interessant. Die gigantischen Schreinbauten, die jeweils von dutzenden Männern durch die Gegend gezogen werden, sind imposant. Auch bietet das Festival viele Details und viele neue Einblicke in Aspekte der japanischen Kultur.
Vor und während des 祭 bin ich mehrfach von unterschiedlichen Leuten angesprochen worden. Als Erstes sprach mich eine Professorin an, die mich bat Fotos zu schicken, da sie selbst dem 祭 nicht beiwohnen könne. In den wenigen Minuten, in den sie mit mir sprach, hat sie mir viele Aspekte ihres Lebens erzählt. Ein seltsames und doch irgendwie zum Nachdenken anregendes Gespräch. Als Nächstes habe ich mich mit einem Amerikaner unterhalten, die wie er erzählte erst über das Militär in Japan war und jetzt auf eigene Faust durch Japan reist. Außerdem hat sich herausgestellt, dass auch er ein Designer ist. Es entstand ein nettes und anregendes Gespräch sowohl in gegenseitigem Interesse, als auch im Bezug auf das Thema Design. Danach habe ich mit einem Italiener unterhalten, der mich auf Deutsch angesprochen hatte.
Während des 祭 hat mich dann auch einer der Japaner, die den Wagen ziehen wegen der Uhrzeit angesprochen. Außerdem haben mich zwei ältere Herrschaften angesprochen, die ebenfalls einen der Wagen zogen, die mich wohl aufgrund meines T-Shirts für einen Amerikaner hielten. Dabei ging es den beiden Herren allerdings — mithilfe von Zeichensprache — hauptsächlich, um die vergangene Weltmeisterschaft.
Heute habe ich an der Universität meinen ersten vollständigen 16-seitigen Manga abgeschlossen — gestaltet, gedruckt und gebunden. Das Feedback von meinem Professor war eigentlich eher zurückhaltend. Er hat sich lediglich positiv über die Gestaltung und die Gesamtwirkung geäußert. »Very nice work!«, so die Aussage. Ein detailliertes Feedback blieb allerdings vorerst aus. In der nächsten Woche darf ich meine Arbeit dann in einer kleinen Präsentation (auf Japanisch!) vorstellen.
Da ich heute die Daten auf einem USB-Stick abgeben sollte, war ich schon eine Woche früher fertig als meine japanischen Kommilitonen und darf jetzt noch — nach Lust und Laune — an etwas Zusatzmaterial für mein Manga arbeiten.
An meinem freien Tag heute, war ich in Arashiyama unterwegs, einem der Stadtteile Kyotos in der mit Abstand die meisten Touristen unterwegs. Hier habe ich die letzten sieben Tempel abgearbeitet, die für diesen Stadtteil noch auf meiner Liste standen. Das hört sich mehr nach Muss und weniger nach Freude an, ich weiß. Allerdings sind die Touristenmengen, die dort unterwegs sind sehr unangenehm. Heute hatte ich allerdings, wahrscheinlich wegen meiner Route zum einen und der Hitze zum anderen, etwas Glück und blieb von den großen Menschenmengen verschont.
Ich muss allerdings auch gestehen, dass mir Arashiyama auch ungeachtete der Menschenmengen (, die natürlich auch ein Faktor sind) nicht wirklich gefällt. Die meisten Sehenswürdigkeiten, die dort (durch Reiseführer, u.ä.) angepriesen, werden sind doch öfter eine Enttäuschung, leider. Da gibt es im Stadtzentrum Kyotos oder in anderen Städten doch interessanteres zu sehen.
Für heute hat einer meiner Professoren eine zusätzliche Vorlesung veranschlagt, um die durch das Erdbeben (im Juni) verlorene Vorlesung aufzuholen. Derzeit arbeiten wir nur noch an den Abschlussarbeiten — Challenges — für dieses Semester. Theoretische Vorlesungen, wie zum Beginn des Semesters finden nicht mehr wirklich statt. Nur hin und wieder gibt kleine Einführungen oder methodische Tipps.
Der Tag hat heute mit einem Besuch des Flohmarkts in Kyoto angefangen. Der Flohmarkt fand auf dem Gelände des 東寺 statt. Drei Stunden lang haben wir bei Affenhitze auf dem Flohmarkt rumgetrieben. Es war total interessant, was es da alles zu kaufen gab. Es gab viel Kunsthandwerk (Keramik, Schnitzereien, etc.) was gekauft werden konnte, aber es gab auch viele eingelegte Lebensmittel, wie es auf vielen Märkten in Japan üblich ist. Außerdem verkauften manche Stände auch gebündelte Äste eines Baumes. (Wozu die Äste eigentlich dienten, war nicht erkennbar.) Selbstverständlich gab es auch die typischen Flohmarktstände, wie man sie bei uns kennt. Stände, die teilweise scheinbar alles verkaufen, was sie finden konnten.
Im Prinzip habe ich den Tag heute hauptsächlich mit Shopping verbracht. Das muss ja auch mal sein. Zum Mittagessen war ich mal wieder in meinem Lieblings-Ramen-Restaurant.
Auf dem Gelände des 伏見稲荷大社, war — wie eigentlich immer — die Hölle los. Heute war jedoch ein besonderer Tag. Heute war das Laternenfest. Es gab verschiedene Performances, wie auch eine 神道-Zeremonie.
Als Außenstehender ist es unmöglich die Signifikanz der 神道-Zeremonie einzuordnen, geschweigedenn auch nur Aspekte einzelner zeremonieller Schritte zu verstehen. Es ist gewiss spannend sich anzusehen. (Aber mit etwas Hintergrundwissen wäre das sicher noch interessanter/tiefgreifender gewesen. — Es ist allerdings auch nicht einfach in so komplexe Strukturen einzudenken oder sich diesbezüglich zu informieren.)
Neben der Zeremonie gab es auch eine japanische Trommel-Performance. Das war spannend und von der Musik her auch mitreisend. Allerdings, der Menschenmenge wegen, war es anfangs schwierig überhaupt etwas zu sehen. Ganz hinten angefangen haben wir uns Performance nach Performance vorgearbeitet. Interessant dabei war, dass ich — obwohl ich ganz hinten stand und mir die direkte sich verdeckt war — ich doch einiges sehen konnte. Zum meinem Glück war jemand in der ersten Reihe mehr damit beschäftigt die Performance zu filmen, als sie tatsächlich zu genießen. So konnte ich, im Stil eines Mini-Public-Viewings die Performance auch aus der hintersten Reihe mitverfolgen.
Als ich mich dann endlich vorgearbeitet hatte, konnte ich die Performance in ihrer Gänze genießen. Die Trommler standen alle dem großen Tor des Schreins zugewandt. Es ist wahrlich beeindruckend, mit welcher Energie die Musiker ihre Trommeln bearbeiten. Der Anblick hatte etwas vertieft spirituelles. Die Musik an sich mit dem Rhythmus war mitreisend und bewegend und wurde noch aufgepeitscht durch die Ausrufe der Trommler. Am Ende der Trommel-performances versammelten sich alle Trommler und verbeugten sich vor dem großen Tor des Schreins, wie auch vor dem ersten 鳥居 am anderen Ende der Lampion-Allee.
Auch ein interessantes Bild des Laternenfestivals am 伏見稲荷大社 waren die vielen jungen und traditionell gekleideten Japaner. Interessant war das dabei vor allem, das viele der Japaner in 浴衣 auch eine 狐-Maske seitlich am Kopf trugen. (Gewiss im 伏見稲荷大社 sind 狐 ein wichtiges Thema.) Aber diese Mischung aus Maske und Kleidung ist mir bei unserem ersten Besuch des Schreins nicht aufgefallen. Das mystisiert das Festival an sich noch etwas mehr.
Nach Ende der Performances gab es noch traditionellen Gesang und Tanz. Es war spannend anzusehen, denn es war keine koordinierte Tanzgruppe und dennoch bewegten sich alle in der gleichen Art und Weise und auch überraschend synchron. Immer mehr und mehr Japaner schlossen sich den Tanzenden an, die sich um das Podest der Sänger bewegten. Die Japaner machten da keine Unterschiede. Alle waren sie ein Teil des Ganzen. (Vielleicht auch ein Spiegel der japanischen Gesellschaft, die ja eher auf das Kollektiv, als auf das Individuum fokussiert ist.) (Ich kenne keine deutsche Tradition, in der sich das ähnlich verhält.) Es war ein beeindruckender Anblick; ja faszinierend. In diesem Moment war der kulturelle Reichtum, den Japaner hier teilten greifbar. Man war auf einmal derart intensiv von tief verwurzelter Tradition umgeben. Auch manche der Touristen schlossen sich den Tanzenden an. (Manche nahmen ernsthaft teil. Andere dagegen ahmten die Tänze mit einem gewissen Spott in der Gestik, außerhalb der Tanzen Menge nach.)
Dies war einer der Momente in denen ich mich — aus Eigenverantwortung — in Japan bisher am meisten (bzw. das erste Mal) als Außenseiter gefühlt hatte. Einerseits fehlte mir vollkommen der Hintergrund für all die Dinge, die da passierten. Andererseits ahme ich auch nichts nach, dass ich nicht verstehe. Ich wollte teilnehmen, wollte dazugehören und doch war mir klar, dass ich unangenehm auffallen würde. Die kulturelle Distanz zu den Japaner war mit einem Mal fast greifbar.
Vielleicht denke ich aber auch zu genau über solche Dinge nach ... Statt das zu genießen, was ich miterleben darf.
Da ich heute von der vergangenen Woche etwas erschöpft war, habe ich mich heute mit dem Besuch des 三井寺 in Otsu begnügt. Die Tempelanlage ist groß und reichlich begrünt. Es gibt viele Tempelbauten, die betreten werden können und durch die Vielzahl an schön gearbeiteten Statuen überzeugen. Das große Highlight des Tempels ist allerdings die Aussicht, die man über Teile von Otsu und auf Japans größten See — 琵琶湖 hat.
In dieser Zeit ist an den Vorlesungstagen nur wenig los. Jetzt geht es ans Eingemachte. Langsam aber sicher werden alle Abschlussarbeiten für dieses Semester fertiggestellt.
Das Feedback meines Professors in »Digital Illustration Advanced« zu meinem aktuellen stand, war durchweg positiv. Er schien etwas überrascht von dem Umfang an Arbeiten, der bisher entstanden ist. In der nächsten Woche werden die Daten dann abgegeben und gedruckt. Aber bis dahin gibt es noch ein paar Sachen zu tun.
Heute hatte ich auch schon die letzte Vorlesung in meinem Fach »Digital Illustration Basic«. Heute wurden dann hauptsächlich Arbeiten begutachtet und auch kurz präsentiert. (Diese Dinge sind immer etwas langatmig.)
Besonders interessant war es die japanischen Kommilitonen zu beobachten. Japaner sind ja bekanntlich recht zurückhaltend; ein Umstand, der im alltäglichen Leben, wie man es als Ausländer erlebt, nicht sehr zum Tragen kommt. (Auch wenn es viele kleinere Aspekte gibt, in denen sich das zu äußern scheint.) In dieser Präsentationssituation war diese Zurückhaltung, vielleicht sogar Schüchternheit, beinahe greifbar. (Präsentationstechnik scheint allerdings auch nicht gefördert/gefordert zu werden. Es wird in der Regel auf die Zurückhaltung/Schüchternheit Rücksicht genommen.) Ich saß in der zweiten Reihe und hatte Schwierigkeiten die Präsentation der japanischen Kommilitonen akustisch zu verstehen. Manche der Kommilitonen schienen kaum fähig Worte hervorzubringen.
Dies ist keine Kritik, sondern lediglich eine Beobachtung aus dieser Vorlesung und sicher nicht allgemein gültig. Hier hat sich nur sehr deutlich ein kultureller Unterschied gezeigt.
Heute ging auch leider schon mein Kurs »Manga Basic« zu Ende. Ein Kurs der zwar sehr arbeits- und zeitintensiv war, aber auch wirklich Spaß gemacht hat. Vor allem im letzten Abschnitt des Kurses, der Arbeitsphase, hat man viel zum logischen und vorausschauenden Umgang mit großen und komplexen (illustrativen) Projekten gelernt.
Ich muss ehrlich sagen, dass es mich schmerzt den Kurs jetzt abzuschließen. Es wird einem schrecklich bewusst, wie schnell die Zeit vergeht und dass sich somit auch meine Zeit in Japan langsam dem Ende zuneigt. All die Momente, Erlebnisse und Erfahrungen werden einem in gewisser Weise bewusst. Nicht nur die Erfahrungen, die man dem Reisen zu verdanken hat, sondern auch die einzigartigen Erfahrungen, die das Studium in Japan geboten hat.
In dieser letzten Stunde gab es dann, wie auch schon zur Mitte des Semesters einen »Joint Review«, indem alle Studenten des Kurses alle 漫画 des Kurses angesehen haben. Abermals gab der Professor dann an seinem Schreibtisch Feedback zu jedem Manga. (Feedback, dass über eine Table-Top-Camera von jedem verfolgt werden konnte.) Mein Manga für das ich als kleines »Extra« zwei Poster und ein Cover entworfen hatte, stand meinem Namen nach an letzter Stelle. Das Feedback war durchweg positiv. Der Professor stellte noch einmal für japanischen Kommilitonen fest, dass es sich um meinen ersten Versuch an einem Comic/漫画 handle und ging dann auf verschiedene Einzelheiten ein. (Er hob auch nochmal meine eigentliche Beschäftigung mit Web Design hervor.) So hob er meinen grafischen Stil, die Klarheit und den Charakter meiner Strory, Kioko, hervor. »Cute Character«, sagte er in starken japanischem Akzent. Außerdem hob er meine Beschäftigung (Recherche) mit dem Thema, Buddhismus, und den damit verbundenen Umgang mit der japanischen Sprache hervor. »Verz nice Job!« war dann das abschließende Kommentar, bevor mir der Professor die Hand schüttelte. (Eigentlich wird in Japan nicht die Hand gereicht. Ich reiche aus diesem Grund auch keinem Japaner aus Eigeninitiative die Hand. Aber wenn man in Japan, einem sehr höflichen Land, eine Hand als besonderes Entgegenkommen gereicht wird, sollte man des wahrscheinlich nicht ablehnen! Wie um den Abschluss und das Lob zu betonen, bekam ich heute dann doch die Hand gereicht.)
Nachdem ich mir abschließend die 漫画 meiner Kommilitonen angesehen habe, fragte mich der Professor noch nach meinem Liebling aus den 漫画 meiner Kommilitonen, worauf hin die Japanerin sich sichtlich erfreut bedankte. Als ich mich dann leicht verneigte und mich mit einem ありがとございます verabschiedete, reichte mir der Professor — dieses Mal etwas herzhafter — die Hand.
Das Projekt kann auf Behance oder in meinem Portfolio eingesehen werden.
Heute bin ich ohne jedes Ziel die Einkaufsstraße in Kyoto entlang gewackelt und bin durch die verschiedenen Läden geschlendert.
Bei meiner ziellosen Bummlerei bin ich auch durch einige Touristen-Souvenir-Shops gekommen. Üblicherweise haben diese Shops ja alle irgendwie das Gleiche. (Normalerweise unterscheiden sich diese Shops ja nur im Variantenreichtum. Ich bin aber in einem Shop gelandet, der ein paar Dinge hatte, die sofort meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatten.
Ich stand einige Zeit vor dem Regal. Die Entscheidung war schwierig es gab ein paar Dinge, die mich interessiert hätten. Als ich mich endlich entschieden hatte, ging ich an die Kasse und sprach die Verkäuferin auf Japanisch an. Leider fehlte mir ein Wort, aber ich versuchte es einfach, also sagte ich:「セットの大相撲おください。」, was übersetzt so viel heißt wie »Ein Set Sumoringer, bitte.« Als sie hinter der Kasse hervortrat um mir zu folgen, ging ich auf ds Regal mit den skurril geformten Tassen zu. Als sie schließlich die Tassen in Form zweiter Sumoringer sah, wiederholte sie meinen Satz und lachte. 「日本語わむゆかしです。」, bemerkte ich. Sie lachte erneut und korrigierte mich dann: 「セットの大相撲のマグカップおください。 (Ein Set Sumoringer-Tassen, bitte.)
Nicht nur war die Situation witzig, sondern es war auch angenehm korrigiert zu werden. Denn einen spürbaren, sprachlichen Fortschritt zu machen, stellte sich bisher leider als recht schwierig heraus. (Japanisch verhält sich nicht wie Englisch. Man kann Japanisch nicht einfach sprechen und beim Hören und Sprechen dazulernen. Japanisch ist dazu zu fremdartig. Außerdem stößt man mit bruchstückhaften japanischen Sätzen recht oft auf Unverständnis, was wahrscheinlich der Kontextsensitivität des Japanischen zu verschulden ist.)
Zum Abendessen waren wir heute in einer Bar in der Kawaramachi-dori in Kyoto, in der Nähe der Einkaufsstraße von Kyoto. Über ein Tablet kann man hier verschiedene gegrillte Spieße bestellen. Wenn man zu zweit geht, hat man den Vorteil, dass man mehrere verschiedene Gerichte probieren kann, da beinahe alle Spieße in Paaren serviert werden.
Gegessen haben wir: Hühnerherzchen, Leber, Hühnchen-Haut, Wasabi-Hühnchen und gefüllte Paprika. Alles in mundgerechten Stücken und geschickt aufgespießt. Dazu gab es Kohl mit einem sauren Dressing. (Den Kohl kann man als Beilage dazu bestellen und ist kostenlos.) Zum Essen gab es ein »Matcha Highball«. (Letzteres war leider eher wässrig und nicht wirklich ein Genuss.) Die Spieße waren aber sehr lecker. Wenn man in Japan ist, sollte man definitiv in einer Bar dieser Art gehen.
In Anschluss an unser Abendessen sind wir noch ein bisschen durch Kyoto gewackelt und sind dabei der Performance von »Starduck Tony« über den Weg gelaufen. Es handelte sich um einen kleinen gelben Laster, wie man sie aus Asien kennt. Der Laderaum war offen und zu einer kleinen Bühne umgebaut. Die Bühne war reichlicht geschmückt. LED-Lichter, Discokugel und mehr. Dort saß dann »Starduck Tony«. Der Japaner mit einer Polyester-Entenmaske, saß da mit einer kleinen Ukelele, einem Highhat auf der Bühne und spielte. Mit einem verzerrten Grinsen pfiff er. (Er hatte sich irgendeine Art Instrument im Mund.) Schnell sorgte er so für Stimmung. Immer wieder unterbrach der seine musikalische Performance und führte einige Zaubertricks vor, während die zuvor aufgenommene Musik im Hintergrund weiterlief. Im Großen und Ganzen könnte man die Performance durchaus als bizarr bezeichnen.
Der Tag heute war nicht wirklich aufregend. Aufgrund einer 台風-Warnung war ich etwas eingeschränkt und musste meine Pläne für den Tag heute leider aufgeben.
Den ganzen Tag war nichts von dem angekündigten 台風 spürbar und doch gab es keine Entwarnung. In der Nacht ging es dann richtig los.
Von einem eher dumpfen Dröhnen wurde ich mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen. Der 台風. Es war deutlich wahrnehmbar, wie die Druckwelle des Windes über die Hauswand rollte. Die rohen und entfesselten Naturgewalten vermittelten ein einschüchterndes Gefühl, das an die Wahrnehmung der eigenen Unbedeutsamkeit grenzte. Man ist vollkommen den Elementen ausgeliefert, vollkommen machtlos. — Das ist ein seltsames Gefühl!
Der Tag war leider sehr dröge. Meistens sind die Tage nach diesen Unwettern oder ähnlichen Ereignissen immer etwas dröge. Die Bahnen fahren mit großen Verspätungen, Unterbrechungen oder fahren teilweise gar nicht. Also habe ich den Tag heute noch einmal daheim verbacht.
share
[c] by André-Pascal Werthwein |
Kontakt | Impressum | Datenschutz